Rechtliches

Kleingewerbe anmelden: Was Sie über Rechte und Pflichten wissen müssen 

TW
Verfasst von Tom Weinhold
Lesedauer: 9 Minuten
© B4LLS / iStockphoto.com
Inhaltsverzeichnis
Ein Kleingewerbe ist eine ideale Möglichkeit, mit einer Selbstständigkeit anzufangen oder neben einem Hauptberuf her ein Nebengewerbe zu führen. Hier erfahren Sie, wie sich das Kleingewerbe von anderen Unternehmen unterscheidet, wie man es anmeldet, welche Vor- und Nachteile es hat, und welche Pflichten auf Kleingewerbetreibende zukommen.

Wer darf ein Kleingewerbe anmelden und welche Rechtsformen gibt es? 

Grundsätzlich darf jede Privatperson in Deutschland ein Kleingewerbe anmelden. Häufig erfolgt eine Unternehmensgründung über diesen Weg, da die Gewerbeanmeldung sehr einfach ist und kein Startkapital dafür notwendig ist. 

Ein Kleingewerbe kann der erste Schritt in die Selbstständigkeit sein oder ein Nebengewerbe für jemanden, der noch in einem anderen Beruf arbeitet. Ein Kleingewerbe ist also ideal, wenn man (zumindest am Anfang noch) keinen hohen Jahresgewinn mit seinem Unternehmen erwirtschaftet. 

Ein Kleingewerbe wird nicht in Handelsregister eingetragen und es gibt nur zwei Rechtsformen. Diese hängen davon ab, wie viele Gründer es beim Kleingewerbe gibt: 

  • Ein Gründer: Das Kleingewerbe ist ein Einzelunternehmen 
  • Mehr als ein Gründer: Das Kleingewerbe ist eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) 

Was ist der Unterschied zwischen Kleingewerbe und Kleinunternehmen? 

Kleingewerbetreibende sind gemäß Handelsgesetzbuch (HGB) keine Kaufleute. Das bedeutet zum einen, dass das Kleingewerbe anders angemeldet wird als ein Kleinunternehmen. Zum anderen bedeutet es, dass für Kleingewerbetreibende nicht die Pflicht besteht, ihr Gewerbe ins Handelsregister eintragen zu lassen, sie keine doppelte Buchführung machen und keine Bilanz erstellen müssen. 

Die Definition für ein Kleingewerbe hängt von dessen Gewinn und Jahresumsatz ab: 

  • 80.000 Euro Gewinn und/oder 
  • 800.000 Euro Jahresumsatz 

Liegt das Jahresergebnis gemäß Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) unterhalb dieser Grenzwerte, darf das Kleingewerbe ein Kleingewerbe bleiben. Werden diese Grenzen überschritten, gelten je nach Rechtsform des Kleingewerbes folgende Regelungen

  • Ein Einzelunternehmer wird fortan als eingetragener Kaufmann (e.K.) geführt 
  • Eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) wird fortan als OHG (Offene Handelsgesellschaft) geführt 

In beiden Fällen muss demnach ein Eintrag ins Handelsregister erfolgen und das Unternehmen hat in Zukunft anstatt einer EÜR die doppelte Buchführung zu machen und eine Bilanz am Jahresende zu erstellen. 

Gilt für ein Kleingewerbe die Kleinunternehmerregelung?

Sehr oft werden Kleingewerbe mit der Kleinunternehmerregelung in Verbindung gebracht und angenommen, dass die Regelung in jedem Fall gilt. Dem ist aber nicht so. Die Kleinunternehmerregelung kann sowohl von Kleingewerbetreibenden als auch von Kleinunternehmern beantragt werden. Ausschlaggebend hierbei ist der Umsatz des Gewerbes bzw. des Unternehmens. 

Die Kleinunternehmerregelung besagt, dass keine Umsatzsteuer bezahlt werden muss, wenn der Jahresumsatz aus dem Vorjahr weniger als 22.000 Euro betrug und der voraussichtliche Jahresumsatz im laufenden Jahr nicht mehr als 50.000 Euro betragen wird. 

Die Kleinunternehmerregelung kann also von einem Kleingewerbetreibenden beantragt werden, wenn diese Umsatzschwellen nicht erreicht werden. Liegen sie darüber, muss auch der Kleingewerbetreibende Umsatzsteuer bezahlen. 

Wie geht man bei der Anmeldung eines Kleingewerbes vor? 

Die Anmeldung eines Kleingewerbes ist sehr einfach. Dabei geht man zum örtlichen Gewerbeamt und füllt ein Formular zur Gewerbeanmeldung aus. Die Anmeldung muss erfolgen, bevor man die Geschäftstätigkeit aufnimmt. 

Hat man das Gewerbe beim Gewerbeamt angemeldet, muss man es auch beim Finanzamt anmelden. Von diesem erhält man eine Steuernummer, die fortan auf Rechnungen geschrieben werden muss, und die man angeben muss, wenn man von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen möchte. 

Außerdem muss der Kleingewerbetreibende Mitglied bei der IHK (Industrie- und Handelskammer) oder der HWK (Handwerkskammer) werden – je nachdem, welche Geschäftstätigkeit vorliegt. Hierbei gilt: Ist das Geschäftsfeld nicht unter den HWK-Tätigkeiten aufgeführt, ist es automatisch der IHK zuzuordnen. 

Kleingewerbetreibende müssen sich auch bei der Berufsgenossenschaft anmelden, die zuständig ist für die Unfallversicherung, z.B. wenn Arbeitsunfälle passieren und Entschädigungen an Angestellte gezahlt werden müssen. 

Optional ist die Anmeldung des Kleingewerbes bei der Agentur für Arbeit. Dies ist nur notwendig, wenn das Kleingewerbe Angestellte hat. Dann bekommt es von der Agentur für Arbeit eine Betriebsnummer und kann von dort aus auch an der Personalvermittlung teilnehmen. 

Hier noch einmal auf einen Blick, wo ein Kleingewerbe überall angemeldet werden muss: 

  • Gewerbeamt 
  • Finanzamt 
  • IHK oder HWK 
  • Berufsgenossenschaft 
  • Nur wenn Mitarbeiter vorhanden sind: Agentur für Arbeit 

Welche Vor- und Nachteile hat ein Kleingewerbe gegenüber einem Kleinunternehmen? 

Auch wenn in Deutschland die Zahl an Neugründungen zurückgeht, bedeutet das nicht, dass Kleingewerbetreibende keinen Erfolg haben können. Viele Kleingewerbetreibende sind nämlich in sehr gefragten Bereichen tätig, z.B. als Handwerker. Wer sich also nur nebenberuflich etwas zuverdienen möchte, kann als Kleingewerbetreibender auf viele Arten profitieren. 

Ein Kleinunternehmen wird ins Handelsregister eingetragen und unterliegt der doppelten Buchführung sowie der Bilanzerstellung am Jahresende. Ein Kleingewerbe wird dagegen nicht ins Handelsregister eingetragen und darf die vereinfachte Buchführung nutzen. Daraus ergeben sich für das Kleingewerbe sowohl Vor- wie auch Nachteile

VorteileNachteile
Die Gründung erfolgt schnell und ist kostengünstig Kleinewerbetreibende haften unbegrenzt mit ihrem kompletten Privatvermögen, z.B. bei Insolvenz.
Es muss kein Startkapital vorhanden sein (im Gegensatz dazu muss bei der Gründung einer GmbH z.B. ein Stammkapital von mindestens 25.000 Euro bereitgestellt werden) Durch die Beschränkung auf bestimmte Umsatzgrenzen oder Ressourcen ist das Wachstum eingeschränkt.
Kleingewerbe ist als Nebengewerbe zulässig (z.B. für Personen, die einen anderen Hauptberuf haben) Es ist nicht möglich, von Investoren Geld zu bekommen, da das Unternehmen dafür eine juristische Person sein muss (z.B. GmbH, KG oder AG)  
Buchführung mittels EÜR-Verfahren (Einnahmen-Überschuss-Rechnung) ist weniger aufwändig als die doppelte BuchführungKleine Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, sich gegen größere Wettbewerber durchzusetzen, die mehr Ressourcen und Reichweite haben.
Günstigere Beiträge bei der IHK und HWKAls Einzelunternehmer müssen Sie oft viele Aufgaben selbst übernehmen, was zu einer hohen Belastung führen kann.

Welche steuerlichen Pflichten hat ein Kleingewerbe? 

Ein Kleingewerbe unterliegt wie jedes andere Unternehmen auch den gesetzlichen Steuerpflichten. Die wichtigsten davon sind: 

  1. Einkommensteuer: Der Gewinn des Kleingewerbes wird mit dem persönlichen Einkommensteuersatz versteuert.
  2. Umsatzsteuer: Bei Überschreiten der Kleinunternehmergrenze (22.000 € im Vorjahr und 50.000 € im laufenden Jahr) muss Umsatzsteuer abgeführt werden; ansonsten kann die Kleinunternehmerregelung angewendet werden.
  3. Gewerbesteuer: Gewerbesteuerpflicht besteht ab einem Gewinn von 24.500 €, ansonsten fällt keine Gewerbesteuer an.
  4. Lohnsteuer: Bei Beschäftigung von Mitarbeitern muss die Lohnsteuer abgeführt werden.
  5. Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer: Können zusätzlich anfallen, abhängig vom Einkommen.

Können Angestellte ein Kleingewerbe anmelden? 

Möchte jemand, der bei einem Arbeitgeber angestellt ist, ein Kleingewerbe anmelden, ist das prinzipiell möglich. Es müssen dabei jedoch einige Dinge beachtet werden, da das Kleingewerbe ansonsten in Konflikt mit den Regelungen des Sozialversicherungsgesetzes gerät. Wer als Angestellter ein Nebengewerbe als Kleingewerbe anmelden möchte, muss auf folgende Dinge achten: 

  • Pro Woche dürfen maximal 20 Stunden im Nebengewerbe gearbeitet werden 
  • Die Einnahmen aus dem Nebengewerbe dürfen nicht höher sein als das Gehalt aus dem Hauptberuf 

Sobald einer der obigen Punkte nicht mehr erfüllt ist, muss der Kleingewerbetreibende rückwirkend Beiträge zur Krankenversicherung bezahlen. Die Höhe richtet sich dann nach den Einnahmen des Kleingewerbes im vorigen Steuerjahr. 

Fazit: Kleingewerbe - einfach und günstig, jedoch mit Risiko

Die Anmeldung eines Kleingewerbes ist in Deutschland unkompliziert und günstig, ideal für kleine Projekte oder nebenberufliche Tätigkeiten. Es erfordert keine Eintragung ins Handelsregister und erlaubt eine vereinfachte Buchführung. Allerdings haften Inhaber mit ihrem Privatvermögen, und das Wachstum ist durch Umsatzgrenzen limitiert.

FAQ zum Thema Kleingewerbe

Muss eine Steuererklärung abgeben werden, wenn man ein Kleingewerbe betreibt?

Ja, als Kleingewerbetreibender muss eine Steuererklärung abgeben werden. Die Einkommensteuererklärung ist dabei Pflicht, ebenso wie die Umsatzsteuererklärung, wenn die Kleinunternehmerregelung nicht anwendet wird.  

Kann ein Kleingewerbetreibender Mitarbeiter einstellen?

Ja, auch ein Kleingewerbetreibender kann Mitarbeiter einstellen. Die Anmeldung und Beschäftigung von Personal unterliegt jedoch den gleichen rechtlichen Bestimmungen wie bei größeren Unternehmen, einschließlich Sozialversicherungspflichten und Lohnsteuerabführung.

Kann ein Kleingewerbe den Betrieb jederzeit einstellen?

Ja, ein Kleingewerbetreibender kann sein Gewerbe jederzeit abmelden, indem dies beim Gewerbeamt gemeldet wird. Es entstehen in der Regel keine großen bürokratischen Hürden, jedoch sollten eventuell laufende Verträge und steuerliche Pflichten beachtet werden.

Kann ein Kleingewerbetreibender eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (USt-IdNr.) erhalten?

Kleingewerbetreibende können grundsätzlich eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer beantragen, wenn sie nicht die Kleinunternehmerregelung in Anspruch nehmen. Wer jedoch von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch macht, erhebt keine Umsatzsteuer und benötigt in der Regel auch keine USt-IdNr.

Braucht ein Kleingewerbe eine spezielle Versicherung?

Eine spezielle Versicherung ist nicht zwingend erforderlich, aber empfehlenswert. Je nach Art des Gewerbes können beispielsweise eine Haftpflichtversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll sein, um sich gegen potenzielle Risiken abzusichern.

Jetzt Sponsored Post buchen!

Erreiche deine Zielgruppe und präsentiere deine Projekte, Produkte oder deine ganze Firma in einem Artikel.