Eine Neuigkeit von Porsch Berufskleidung GmbH & Co. KG

Die Textil – Bekleidungsindustrie in Osteuropa

Die Textil – Bekleidungsindustrie in Osteuropa
und Südosteuropa – Chancen oder Risiko!!

Als Produktionsstandorte für die Textil- und Bekleidungsindustrie

haben südeuropäische und osteuropäische Länder eine lange Tradition. Schon vor Jahrzehnten haben insbesondere Deutsche Bekleidungsunternehmen begonnenen, die Kostenvorteile osteuropäischer Unternehmen als „ verlängerte Werkbank“ für passive Lohnveredelung zu nutzen. In den 60 und 70 Jahren waren zunächst Länder wie Italien, Griechenland, Portugal in erster Linie Nutznießer der Arbeitsteilung. Mit dem Zusammenwachsen Europas und der Angleichung der Lohnsituation, avisierte immer mehr Ex – Jugoslawien als Produktionsstandort für die Westeuropäische Bekleidungsproduktion. Mehr als 30 % des Bruttosozialproduktes Jugoslawien wurde in der Bekleidungsindustrie erwirtschaftet. Größter Abnehmer war unter anderem Deutschland, Italien und Österreich, während Staaten wie Frankreich, Holland, Portugal sich nach Nordafrika orientierten.

In den Jahren 1989 und 1990
änderten sich aufgrund der politischen Situationen Schlag auf Schlag die Beschaffungssituationen. Durch den Wegfall des „Eisernen Vorhangs“ wurden zunehmend Osteuropäische Länder für die Westeuropäische Textilunternehmen als Standort für die passive Lohnveredelung interessant.
Beschleunigt durch Kriegsvorbereitungen und dem Verfall in Jugoslawien, verlagerte sich die Produktionskapazitäten völlig zu Gunsten der MOE Staaten.

So entstanden bereits früh langjährige intensive Handelsbeziehungen zu den MOE Staaten zu Lasten Südosteuropas (Balkan).
Dabei variiert von Land zu Land die Bedeutung der osteuropäischen Textil- und Bekleidungsindustrie stark. Wichtiger Einflussfaktor ist neben Technologisierung und Industriestruktur das lokale Lohnniveau.

Die EU-Osterweiterung am 01.Mai 2004,
mit den neuen Beitrittsländern Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn hatte eine Veränderung in der Textil- und Bekleidungsindustrie zur Folge. Die Textil- und Bekleidungsproduktion der ursprünglichen Kernländer Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Lettland, Slowakei schrumpfen zunehmend. Aufgrund der zunehmend steigenden Lohnkosten und durch den Beitritt müssen EU-Länder höhere Kosten durch das Anpassen an EU-Standards aufwenden. So z.B. in den Energiekosten, Umweltkosten und in den Sozialstandard. Zudem wird die Konkurrenz auf dem Heimatmarkt verschärft, da Sie gegenüber Drittländern nur noch die geringen EU-Zölle erheben dürfen. Auch wurden in vielen Betrieben versäumt den eigenen Markt durch sogenannte Vollsortimente zu bearbeiten. Die meisten Betriebe beschränkten sich auf die reine Lohnveredelung.

Von diesen Faktoren profitieren vor allem die (noch) Nicht-EU-Staaten Osteuropas und Südosteuropa wie Rumänien, Bulgarien, die vorerst noch Kandidatenländer sind. So avancierte in letzter Zeit vor allem Rumänien und Bulgarien zum wichtigsten Textil- und Bekleidungsproduzenten Osteuropas, da hier die Lohnkosten noch relativ gering sind im Verhältnis zu den neuen EU-Beitrittsländern.

Jedoch verlagern auch die EU – Beitrittsländer ihre „Nochaufträge aus den passiven Lohnveredelung“ in Länder wie Ukraine, Weißrussland, und Moldawien. Auch die Balkanländer wie Mazedonien, Serbien-Montenegro und Bosnien profitieren zunehmend aus diesen Aufträgen.

Das Ende des Textilabkommens.
Einen absoluten Umbruch für die Textil, - und Bekleidungsindustrie Osteuropas bedeutete jedoch das Ende des Welttextilabkommens. Gewinner sind vor allem China und auch immer mehr Indien und Bangladesch. Neben anderen klassischen Textilproduktionsländer wie die Türkei und Nordafrika gerät auch Osteuropa massiv unter Druck, da die Lohnkosten im Vergleich zu den asiatischen Ländern wesentlich höher sind und die Produktivität mit kleinen Unternehmensstrukturen und oftmals veralteten Maschinenparks wesentlich geringer ist. Vor allen Bulgarien und Rumänien sind von den negativen Folgen betroffen. Viele EU-Beitrittstaaten haben ihre Abhängigkeit von Textil- und Bekleidungsexporten in den letzten Jahren bereits stark verringert und gelten immer mehr als interessante Absatzmärkte für Bekleidung aufgrund hohen Wachstumsraten in anderen Industrien im Inland und dem damit wachsenden Wohlstand der Bevölkerung. So wird die osteuropäische Textil- und Bekleidungsindustrie am Massenmarkt in Zukunft nur noch eine sehr geringe und untergeordnete Rolle spielen.

Neue Wege und Strategien
Es gilt jedoch, neue Wege und Strategien zu suchen, die ein Überleben des traditionellen Industriezweiges sichern. Ein Vorteil gegenüber den asiatischen Ländern ist die geografische Nähe zu den westeuropäischen und mittlerweile auch osteuropäischen Absatzmärkten. Hier stehen insbesondere Länder wie Mazedonien und Bosnien im Vordergrund. Nur 1.000 bis 1.500 km.
(je Standort) von den westeuropäischen Absatzländern entfernt finden wir eine Bekleidungsindustrie mit alter Tradition. Mittelständische Unternehmen die flexibel und auch in geringen Stückzahlen die unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden. In nur maximal 36 Stunden LKW – Laufzeiten mit intakter Infrastruktur können Aufträge in geringen Stückzahlen innerhalb maximalen Durchlaufzeiten von 6 – 8 Wochen bei jedem Empfänger Westeuropas oder mittlerweile Osteuropas sein. Von Vorteil ist auch die Tatsache das besonders in Bosnien sich die politische Situation zunehmend stabilisiert und die Bosnische Währung die BAM zu 100 % an den Euro gebunden ist. Es gibt Quasi keine Inflation und kein Währungsrisiko in diesem Land.
Weiterhin von Vorteil ist, qualitative Vorprodukte aus der Westeuropäischen Textilproduktion, diversifizierte Nischenstrategie im Bereich technischer Textilien und eben kleinere Abnahmenmengen bei geringen Durchlaufzeiten.
Auch werden sich in den asiatischen Produktionsländern die Strukturen ändern. Die Industrialisierung wird auch in diesen Ländern anwachsen, die Kaufkraft der breiten Bevölkerungsschicht wird zunehmen und die Binnennachfrage nach hochwertigen Bekleidungsteilen wird sich erhöhen. Hier werden dann zunehmend inländische Kapazitäten in den Asiatischen Ländern gebunden, die den Europäischen Produktionsstandorten zu guten kommen wird.

Da Länder wie Bosnien und Mazedonien frühestens in 2012 zu der EU stoßen werden, gibt es Anlass für eine positive Entwicklung in der Textil, - und Bekleidungsindustrie hier entsprechende Kapazitäten zu entwickeln und aufzubauen.

Dies sollte auch im Interesse der EU sein, eine völlige Abhängigkeit aus dem asiatischen Raum zu vermeiden, das Wissensmanagement und den noch bestehenden Innovationsvorsprung in der Europäischen Textil, - und Bekleidungsindustrie zu sichern und zu fördern, zumal sich hier kurzfristige positive arbeitsmarktpolitische Effekte aufgrund intensiver Bindung in den vorhandenen Ressourcen stattfinden wird.

Erstellt am 06.05.2007 von

Unsere Website verwendet Cookies. Nähere Informationen, auch dazu, wie Sie das künftig verhindern können, finden Sie hier: Informationen zum Datenschutz

Hinweis verbergen